heute melde ich mich mit leider nicht so brillanten Neuigkeiten zur aktuellen Lage. Sierra Leone kommt einfach nicht zur Ruhe, es gibt drei große Problemfelder.
Ebola: Nachdem im August nach mehreren Nulltagen die letzte Ebolapatientin feierlich aus dem Behandlungszentrum entlassen wurde, der Präsident persönlich übergab ihr die Urkunde und alle waren in Jubeltsimmung, gibt es mittlerweile leider wieder zwei neue Ausbrüche, die beide dramatisch verlaufen; der eine Fall wurde erst am letzten Wochenende bekannt und ist nur 5 Meilen von mir entfernt. In beiden Fällen sind wieder ganze Dörfer unter Quarantäne und es gibt viele Hochrisikokontakte. Der neue Impfstoff wird zwar als Ringimpfung verteilt, im Falle des Ausbruchs in meiner Nähe sind aber hauptsächlich Minderjährige betroffen und an die wird der Impfstoff nicht verteilt. Ab morgen fangen die kritischen Tage an, nach 10 bis 12 Inkubationszeit treten in der Regel die meisten Fälle auf.
Abrisskommandos in Freetown: Im Auftrag der Regierung werden zur Zeit in Freetown fast alle Slums zwangsweise abgerissen, vor allem in Strandnähe. Viele Menschen sind dadurch obdachlos geworden. Auf meinem Blog habe ich dazu einen Beitrag verfasst.
Überschwemmungen: Ende Juli und Anfang August ist eigentlich der Höhepunkt der Regenzeit, aber in diesem Jahr ist alles anders. Die Regenzeit hat sehr früh begonnen und hält unverhältnismäßig lange an. In dieser Woche hat es in der Hauptstadt so heftig und so lange geregnet, dass ganze Ufergegenden und große Gesteinsbrocken abgerutscht sind und das Wasser innerhalb weniger Stunden auf bis zu 1,70m angestiegen ist. Hier gibt es keine Statistiken über Überflutungen der letzten Jahre, doch selbst mein 70-jähirger Bekannter meinte, so etwas habe er noch nie erlebt. Bisher wissen wir von vier Toten und mehreren tausend Menschen, die obdachlos geworden sind und jetzt im Nationalstadium kampieren. Da gibt es allerdings unzureichende Sanitäranlagen und in Anbetracht der Tatsache, dass Ebola immer noch im Land ist, neben anderen Infektionskrankheiten wie Cholera und Typhus, möchte man sich gar nicht vorstellen, was sich noch alles entwickeln könnte. Bis Mitte nächster Woche soll es noch monsunartige Regenfälle geben. Ich war froh zum Zeitpunkt der Überflutung nicht in der Hauptstadt gewesen zu sein; bei uns in Makeni regnet es auch immer wieder sehr heftig, aber die Stadt ist etwas höher gelegen und daher steht hier nicht viel unter Wasser.
Unser Schule in Yam’s Farm ist auf der einen Seite fast direkt am Wasser und auf der anderen Seite am Hang gebaut und ich hatte große Bedenken, dass die Schule schwer beschädigt würde, aber sie hat alles gut überstanden. Anscheinend hat der Fluss das viele Wasser ableiten können und der Hang ist nicht abgerutscht. Meinen Kontakten geht es allen den Umständen entsprechend gut.
Ich bin weiterhin auf der Suche nach Menschen, die eine Patenschaft für die Ebolawaisen übernehmen möchten (siehe letzter Newsletter) und würde mich sehr freuen, wenn ihr mir auf diese Email antwortet!
Mit sehr verregneten Grüßen
Hanna