als ein Bekannter von mir aus Sierra Leone zum ersten Mal nach Europa kam und in Brüssel landete, nahm er sich ein Taxi, weil er von seinen Gastgebern nicht vom Flughafen abgeholt werden konnte. Das ist an sich nichts Besonderes, an Flughäfen stehen immer viele Taxis, die Ankommende zu ihren Unterkünften bringen.
Reisende mit einem kleinen Budget fahren jedoch meist mit Bussen oder Zügen zu ihren Reisezielen. So sollte auch mein Bekannter eigentlich mit dem Bus fahren, aber einen Busfahrplan und offizielle Halstestellen – das kannte er alles nicht. Dafür kannte er Taxis. Die fahren in Sierra Leone nämlich zuhauf. Allerdings eher nach unserem öffentlichen-Nahverkehr-Prinzip, da sie auf bestimmten Strecken verkehren mit imaginären Haltestellen, die man einfach weiß (wenn man sich auskennt). Dass man alleine in einem Taxi fährt, ist überaus selten, denn die Fahrer versuchen ihr Fahrzeug stets komplett aufzufüllen, um mehr zu verdienen.
So verbrauchte mein Bekannter fast sein gesamtes Reisebudget der ersten Woche auf einer einzigen Taxifahrt.
Für mich war meine erste Taxifahrt in Freetown wahrscheinlich ähnlich verwirrend wie für meinen Bekannten, da das Fahrzeug irgendwann anhielt, alle ausstiegen und auch ich aufgefordert wurde, es zu verlassen – ohne eine Ahnung zu haben, wo ich war. Doch war es für mich kein finanzieller Schock.
Warum die Taxi-Geschichten?
Bei meinem anstehenden Sierra Leone-Besuch in zwei Wochen wollen wir ein Taxi für Salone Dreams kaufen! An dieser Stelle vielen Dank an diejenigen, die für das Taxi gespendet haben!
Ein Taxi ist ein recht profitables Unternehmen in Sierra Leone. Den Fahrern gehört es selten, sie erwirtschaften im Schnitt einen Reingewinn von 180 Euro monatlich für die Fahrzeugbesitzer. Das Salone Dreams-Taxi soll natürlich keine private Tasche füllen, wir wollen mit den monatlichen Gewinnen eine bessere Schulbildung der Waisenkinder ermöglichen. Die meisten dieser Kinder gehen zu eher schlechten Schulen, einige von ihnen könnten Nachhilfe gebrauchen – genau das wollen wir mit dem Profit aus dem Taxi-Business erreichen.
Unser Mitarbeiter George hat eine einjährige Ausbildung als Automechaniker absolviert und wird mit einem anderen Fahrer zusammen das Taxi fahren. Ich freue mich schon sehr darauf, bald eine Fahrt darin zu genießen – vielleicht sogar selbst als Fahrerin! Mein sierra leonischer Führerschein ist noch gültig und weibliche Fahrerinnen gibt es ohnehin zu wenig – und eine weiße erst recht nicht!
Neben dem Taxikauf will ich bei meinem Besuch auch wieder in Samen investieren, die an unserer Schule in Yam`s Farm angebaut werden sollen. Dort läuft die Landwirtschaft inzwischen ganz gut, und einige Lehrergehälter können von dem Ertrag bestritten werden, nun wollen wir den Anbau erweitern.
Mit vielen Hausbesuchen, Meetings an unseren Projektstandorten und zwei geplanten Videodrehs ist mein Terminplan schon wieder sehr voll. Meine Koffer übrigens auch – wer mir also noch etwas Leichtes schicken möchte, sollte dies bald tun.
Bis demnächst – aus Sierra Leone dann,
Hanna