Newsletter Nr. 37





Liebe Freunde von Salone Dreams,

in meinem letzten Newsletter hatte ich meinen Besuch in Sierra Leone angekündigt, von dem ich nun zurückgekehrt bin. In Sierra Leone tut sich in den letzten Jahren sehr viel im Straßenbau und der Infrastruktur allgemein, sodass ich jedes Mal, wenn ich für ein Jahr oder länger nicht im Land war, ganz gespannt bin, was diesmal anders aussieht, was sich verändert hat.

Mein persönliches Highlight

Mein persönliches Highlight (im wörtlichen und übertragenen Sinne) in diesem Jahr ist die neue Maut-Kontrolle. Ich hatte schon davon gehört, aber die Situation ist so absurd, dass es mich sprachlos gemacht hat.

Kurz zum Hintergrund: Chinesische Firmen haben in den letzten Jahren viele der Straßenbauprojekte in Sierra Leone übernommen und im Gegenzug, da die sierra leonische Regierung chronisch bankrott ist, Minen, Grundstücke oder ähnliches als Bezahlung bekommen. Für die 62 km zwischen Freetown und Masiaka sollte ein neues Model ausprobiert werden: Mautgebühren über 25 Jahre – in der Zeit soll die Straße abbezahlt werden.

Dazu wurden an drei Punkten auf der Strecke (die bei weitem noch nicht fertig ist!) Mautstationen eingerichtet. Moderne Mautstationen, wie man sie zum Beispiel aus Frankreich kennt – mir riesigen Strahlern, die 24 Stunden am Tag leuchten, Kameras, die die Nummernschilder scannen und elektronisch anzeigen und automatische Schranken. Nun muss man sich vor Augen halten, dass es in weiten Teilen Sierra Leones immer noch gar keine oder keine kontinuierliche Stromversorgung gibt, vor allem außerhalb größerer Städte. So läuft an jeder dieser Stationen ein mächtiger Generator und frisst wahrscheinlich tausende Dollar pro Jahr – denn wie sonst könnte man die Kosten rechtfertigen, die von den Fahrern genommen werden? Für Autos und Pick-ups belaufen sich die Preise je nach Fahrzeuggröße auf 0,80 € bis 1,20 € pro Mautstation, für LKWs hingegen beträgt die Gebühr PRO STATION umgerechnet 25 €.

Die Strecke, die hier verbessert wird, verbindet das Landesinnere mit der Hauptstadt, die wahrscheinlich wichtigste Straße des Landes. Aus dem Landesinneren werden landwirtschaftliche Produkte an die Küste transportiert, andersherum werden Baumaterialien, Waren, die über See ankommen usw. ins Landesinnere transportiert. Die Preise für Lebensmittel und andere Materialien seien drastisch gestiegen, habe ich von vielen Sierra Leonern gehört – ein Sack Reis kostet nun 5 € mehr. Der Präsident jedoch ist der Ansicht, die Preise seien angemessen und von einem Expertenteam aus dem Finanzministerium kalkuliert worden. Mich schockiert es immer wieder, wie ignorant die Politiker in Sierra Leone gegenüber der Situation ihrer eigenen Leute sind!

Neues Salone Dreams Taxi

Ansonsten hatte sich wenig verändert und ich habe mich gefreut, in der kurzen Zeit viele bekannte, aber auch neue Leute getroffen zu haben. Den Patenkindern und anderen Projektleuten geht es allen gut und wir seit Kurzem im stolzen Besitz eines Taxis! Es wird nur innerhalb Freetowns fahren, damit wir keine Mautgebühren zahlen müssen und den Profit aus den Fahrten ausschließlich für die Patenkinder als auch unsere Schule nutzen können.

Ich habe einen jungen Mann namens Mamud eingestellt, den ich schon von früheren Besuchen kannte und der mich in seinem früheren Job als Fahrer schon häufig und sehr zuverlässig umhergefahren hat. Weil der Besitzer seines Fahrzeugs dieses anderweitig nutzen wollte, war er kurzzeitig arbeitslos und sehr dankbar für das Jobangebot.

Meine Promotion zum Thema Ebola

Seit Kurzem arbeite ich nun an meiner Promotion, in der ich die Wahrnehmung von Risiken globaler Gesundheitskrisen untersuche und das Ebola-Virus als mein Fallbeispiel gewählt habe.

Die Weltgesundheitsorganisation hatte nach der Ebola-Epidemie erklärt, dass in puncto Aufklärung, Prävention und relevanten Risikoinformationen für verschiedene Zielgruppen einiges nicht optimal lief. Um in zukünftigen Gesundheitskrisen gar nicht erst so groß werden zu lassen und Leid zu verhindern, untersuche ich zunächst die Ausbrüche des Virus in Sierra Leone und Uganda und werde aus den Ergebnissen „lessons learned“ ableiten – wie wir gezielter und besser Menschen über Gesundheitsrisiken informieren, ihren Bildungsstand und kulturellen Hintergrund miteinbeziehen können etc.

Dazu führe ich demnächst eine Vorstudie in Sierra Leone durch, für die mir bisher noch die Finanzierung fehlt. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mein Forschungsprojekt unterstützen würdet!

https://www.gofundme.com/hannas-studie-in-sierra-leone

Viele Grüße
Eure Hanna