zur Weihnachtszeit häufen sich Spendenaufrufe, daher will ich gar nicht lang drumherum reden: Ich drängle mich vor und möchte euch einen Vorschlag für eine Weihnachtsgeschenkalternative oder Spende zum Jahresende unterbreiten. Es geht um Musik, gutes Essen, Gemeinschaft und Spaß – also alles, was zu einem gelungenen Weihnachtsfest gehört.
Und zwar möchte ich euch das „Enable the Children Beach Outing“ ans Herz legen – ein Strandfest einer mir nahestehenden Organisation in Sierra Leone, die sich um Kinder mit Behinderungen und ihre Familien kümmert. Sie gehört zwar nicht zu Salone Dreams, ich kenne sie aber schon seit Jahren und bin auch immer wieder ehrenamtlich für sie tätig. Um die große politische und auch symbolische Bedeutung dieses Strandfestes zu erklären und warum eure Spende gebraucht wird, möchte ich ein wenig den Hintergrund erläutern.
Das Problem: Es gibt überdurchschnittlich viele Menschen mit Behinderungen in Sierra Leone, doch die Versorgung und Möglichkeiten sind sehr eingeschränkt.
Man schätzt, dass 80 Prozent der Menschen mit Behinderungen weltweit in den Nicht-Industrieländern wohnen und besonders gefährdet von Armut sind bzw. in dem Kreislauf der Armut gefangen zu bleiben*. Durch unsichere Arbeits- und Wohnverhältnisse ist das Risiko, sich in einem Land wie Sierra Leone zu verletzen, deutlich höher als in einem Land wie Deutschland. Hinzu kommt, dass die gesundheitliche Versorgung sehr schlecht ist. In Deutschland zum Beispiel findet man pro 100,000 Einwohner 420 Ärzte; in Sierra Leone hingegen nur 2*. Eine gute ärztliche Versorgung ist nicht selbstverständlich und so kann selbst ein „harmloser“ Knochenbruch, der falsch zusammenwächst, eine Person ein Leben lang in ihrer Mobilität einschränken. Auch andere körperliche oder geistige Behinderungen, die zwar nicht immer heilbar, jedoch behandelbar sind, werden oft gar nicht behandelt, denn auch andere Versorger im Gesundheitssystem sind nicht hinreichend vertreten. Zum Beispiel Physiotherapeuten, die Menschen mit chronischen Erkrankungen, Behinderungen oder nach einer Verletzung in ihrem Alltag betreuen.
Für Familien, die ein behindertes Kind haben, ist nicht nur die finanzielle Belastung in Abwesenheit staatlicher Versorgungsmechanismen ein Problem, sondern auch die mentale und emotionale: Sie haben keinerlei langfristige medizinische Unterstützung und in ihrem Umfeld schreibt man Behinderungen oft noch Flüchen oder anderen nicht-medizinischen Ursachen zu. Die Folge ist, dass so manche Eltern ihre Kinder kaum in der Öffentlichkeit zeigen, weil sie sich ihrer schämen.
(Der Weg zur) Lösung: Ein komplexes Programm, das Physiotherapie, Familienunterstützung und Öffentlichkeitsarbeit leistet – und der Höhepunkt ist das jährliche Strandfest.
Meine Freundin und ehemalige Mitbewohnerin Anna aus Freetown ist Physiotherapeutin und leitet mit ihrem 15-köpfigen Team das Programm „Enable the Children“. Das englische Wort „enable“ bedeutet auf Deutsch ermöglichen oder freisetzen. Und genau darum geht es Anna und ihren Mitarbeitern: Sie wollen in Menschen mit Behinderungen Potenziale erkennen und es ihnen ermöglichen, diese einzusetzen. Ob beim Sport, in der Schule, in ihrem Alltag zu Hause, in der Kirche, Moschee oder anderen gesellschaftlichen Kontexten. Inzwischen betreuen sie knapp 1000 Kinder in und rund um Freetown. Nebenbei leisten sie auch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit, treten in Radiosendungen auf, arbeiten mit Künstlern und Personen des öffentlichen Lebens zusammen, um die gesellschaftliche Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen zu stärken.
Das jährliche Strandfest Anfang Februar stellt den Höhepunkt ihrer Arbeit dar. Alle Kinder samt ihren Eltern werden an einen Strand eingeladen. Es wird getanzt, gegessen, gespielt, Eltern die Möglichkeit gegeben, sich miteinander zu vernetzen und Erfahrungen zu teilen.
Eltern, die sich von der Gesellschaft und in ihrer Wohnumgebung ausgeschlossen fühlten, entwickeln Stolz, zu einer Gruppe dazuzugehören und schöpfen neuen Mut, wenn sie sich mit anderen Eltern unterhalten, die sich in ähnlich schwierigen Situationen befinden. Für die Kinder ist es ein wichtiges Signal, dass sie an diesem Tag im Mittelpunkt stehen und nicht irgendwo im Hintergrund verschwinden müssen.
Es kommen Pressevertreter und lokale Politiker, die zum Teil gar keine Ahnung haben, mit welchen Problemen Eltern und Kinder zu kämpfen haben und über das Fest hinaus die Anliegen der Kinder und ihrer Familien bekannt machen können.
Ich selbst habe schon zwei dieser Strandfeste fotografiert und gefilmt, unter anderem in diesem Jahr, sodass ihr einen kleinen Eindruck bekommen könnt. Ich bin immer wieder beeindruckt über die umfassende und nachhaltige Arbeit, die das Team von „Enable the Children“ leistet – das ganze Jahr über, aber vor allem im Hinblick auf das Strandfest.
Strandfest 2019: https://www.youtube.com/watch?v=s5JyIY2Yy6U
Enable the Children allgemein: https://www.youtube.com/watch?v=oUE1murheCw
Was wird benötigt und wie kann ich das Strandfest unterstützen?
Da sich das Programm „Enable the Children“ ausschließlich über Spenden finanziert und das nächste Strandfest mit etwa 3,500 Gästen ein großer logistischer und finanzieller Aufwand ist, sind finanzielle Spenden am wichtigsten. Sachspenden wären auch möglich, dazu schreibt mir aber am besten eine Email. Hier ein paar Beispiele zu den Kostenpunkten:
Leitet das Anliegen gerne weiter und schreibt mir bei Fragen.
Spenden könnt ihr mit Betreff „Enable the Children“ auf unser Vereinskonto – dann bekommt ihr eine Spendenbestätigung darüber und ich werde alle Spenden zu 100 % gebündelt überweisen.
Vielen Dank im Namen von Enable the Children,
Hanna
Verein für Sierra Leone Salone Dreams
IBAN: DE04403619064095601500
BIC: GENODEM1IBB
*Quelle: Weltbank, 2016